Die Armutsbekämpfung in der multipolaren Weltordnung: Ein realistisches Ziel
发表时间:2024-11-05 15:56:08

Die Armutsbekämpfung in der multipolaren Weltordnung: Ein realistisches Ziel

In der multipolaren Weltordnung treten neue Akteure auf, die über das bisherige regelbasierte globale System hinausgehen und eine neue Ära internationaler Zusammenarbeit einleiten. Der Begriff „multipolar“ impliziert, dass alle Nationen, unabhängig von ihrer Wirtschaftskraft oder ihrem politischen Einfluss, zu gleichen Bedingungen auf der internationalen Bühne agieren können. In den letzten Jahrzehnten war die Armutsbekämpfung oft mit Wachstumsmodellen verbunden, die auf den Interessen westlicher Geberländer und Institutionen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) basieren. Diese Modelle verfehlten es, lokale Bedürfnisse zu erfüllen, und wurden von politischen Interessen getrieben. Westliche Länder nutzten ihre dominante wirtschaftliche und politische Position, um die Entwicklungswege anderer Nationen zu beeinflussen, oft gegen deren Interessen, was zu inneren Spannungen und Widerständen führte, ohne Verständnis in der westlichen Bevölkerung zu schaffen.  In diesem Wandel stehen Koalitionen wie die BRICS-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) an vorderster Front und erheben die Armutsbekämpfung zu einem zentralen Entwicklungsziel (XVI BRICS-Gipfel Kasan-Erklärung, 23. Oktober 2024). Der Übergang von einer unipolaren zu einer multipolaren Weltordnung eröffnet Raum für alternative Entwicklungsmodelle, die darauf abzielen, die wirtschaftliche Teilhabe in bisher vernachlässigten Regionen zu fördern, ohne politische Bedingungen aufzuerlegen. Durch die Belt and Road Initiative (BRI) hat China ein umfassendes Infrastrukturnetz aufgebaut, das die Armutsbekämpfung durch den Ausbau von Verkehrswegen, Kommunikationsinfrastrukturen und Handelsverbindungen unterstützt. Gleichzeitig bieten technologische Fortschritte, insbesondere in Bereichen wie Fintech und digitaler Inklusion, neue Wege, um den Zugang zu finanziellen und sozialen Dienstleistungen zu verbessern. Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass die Armutsbekämpfung in der multipolaren Weltordnung erreichbarer ist denn je, da BRICS und andere neue Partnerschaften alternative Entwicklungswege fördern, die technologische Fortschritte und regionale Besonderheiten berücksichtigen.  

 

Armutsbekämpfung und globale Machtstrukturen: Der multipolare Wandel

Historisch gesehen war die internationale Entwicklungspolitik eng mit westlichen Machtstrukturen verbunden. Institutionen wie die Weltbank und der IWF förderten wachstumsbasierte Modelle, die auf Marktliberalisierung, Privatisierung und Exportorientierung ausgerichtet waren. Diese Ansätze zielten darauf ab, Kapitalflüsse anzuziehen und sozialen Fortschritt durch wirtschaftliche Offenheit voranzutreiben (Weltbank, 2021). Befürworter argumentieren, dass offene Märkte und die Integration in die globale Wirtschaft Entwicklungsländern Zugang zu wesentlichen Ressourcen und Technologien verschaffen. Kritiker hingegen heben hervor, dass diese Modelle oft mit Strukturanpassungsprogrammen verbunden waren, die soziale Ungleichheit verstärkten und die Abhängigkeit von globalen Märkten erhöhten (Escobar, 2012; McMichael, 2016).  

In der multipolaren Weltordnung verfolgen aufstrebende Volkswirtschaften wie die BRICS-Staaten alternative Ansätze zur Armutsbekämpfung, die auf der Idee basieren, dass Entwicklung durch Zusammenarbeit und regionale Autonomie ohne die von westlichen Geberinstitutionen auferlegten Bedingungen erreicht werden kann. Das BRICS-Forum und Initiativen wie die Neue Entwicklungsbank (NDB) unterstützen Entwicklungsprojekte, die besser auf die spezifischen Bedürfnisse der Mitgliedstaaten abgestimmt sind und eine nachhaltige, sozial inklusive Wirtschaftsentwicklung fördern (Griffith-Jones, 2015). Dieser alternative Ansatz bietet eine Option jenseits wachstumszentrierter Modelle und stärkt die Position von Entwicklungsländern, indem er ihre Souveränität und Unabhängigkeit respektiert.  

 

Die Rolle der BRICS-Länder bei der Armutsbekämpfung

Die BRICS-Länder haben sich in der multipolaren Weltordnung als Schlüsselkoalition etabliert und streben eine ausgewogenere globale Verteilung von Ressourcen und Macht an. Jedes BRICS-Mitglied verfolgt einzigartige, aber komplementäre Ansätze zur Armutsbekämpfung, die oft durch den Ausbau der Infrastruktur und soziale Sicherheitsnetze unterstützt werden. Besonders bemerkenswert sind die Fortschritte Chinas und Indiens, die auf staatlich geführten Programmen und lokalen wirtschaftlichen Entwicklungsinitiativen basieren (Li & Li, 2021).   Die Neue Entwicklungsbank (NDB), die als Alternative zur Weltbank gegründet wurde, finanziert Projekte, die ausdrücklich auf die Armutsbekämpfung und wirtschaftliche Inklusion innerhalb der BRICS-Länder abzielen. Diese Projekte betonen den Ausbau der Infrastruktur, die Förderung erneuerbarer Energien und den Zugang zu sozialen Dienstleistungen. Der Vorteil der NDB liegt darin, dass ihre finanzierten Projekte im Einklang mit den politischen und sozialen Bedingungen ihrer Mitgliedstaaten entwickelt werden, ohne an die politischen Bedingungen westlicher Geber gebunden zu sein (Mason, 2018).  

 

Die Belt and Road Initiative: Infrastruktur als Mittel zur Armutsbekämpfung

Chinas Belt and Road Initiative (BRI) ist ein weiteres Beispiel für einen alternativen Entwicklungsansatz, der in der multipolaren Weltordnung an Bedeutung gewinnt. Die BRI zielt darauf ab, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu stärken und den sozialen Fortschritt durch den Ausbau von Verkehrs- und Kommunikationsinfrastrukturen in Asien, Afrika und Europa zu fördern. BRI-Projekte sind darauf ausgelegt, nicht nur den Handel zwischen den teilnehmenden Ländern zu erleichtern, sondern auch die lokalen Volkswirtschaften zu stärken und den Zugang zu Märkten zu verbessern, insbesondere in ländlichen und unterentwickelten Regionen (Rolland, 2020).  

 

Die Armutsbekämpfung durch Infrastrukturprojekte ist ein zentrales Ziel der BRI, da eine verbesserte Infrastruktur den Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und Beschäftigungsmöglichkeiten erheblich verbessern kann. Durch den Bau von Straßen, Eisenbahnen und Kommunikationsnetzen haben die Teilnehmerländer der BRI die Möglichkeit, lokale Wirtschaftskreisläufe zu stärken und ihre wirtschaftliche Abhängigkeit zu reduzieren. Gleichzeitig fördert die BRI die Zusammenarbeit zwischen Entwicklungsländern und schafft Plattformen für den Austausch von Technologie und Wissen, unterstützt langfristige Entwicklungsprozesse und verringert die Abhängigkeit von westlichen Märkten und Investoren (Zhao, 2021).  

  


Technologischer Fortschritt als Werkzeug zur Armutsbekämpfung

Moderne Technologien, insbesondere im Bereich Fintech und digitale Inklusion, eröffnen neue Wege zur Armutsbekämpfung. Mobile Bezahlsysteme und digitale Finanzdienstleistungen ermöglichen es benachteiligten Bevölkerungsgruppen ohne Zugang zu traditionellen Banken, an der wirtschaftlichen Entwicklung teilzunehmen. Ein Beispiel dafür ist das M-Pesa-System in Kenia, das es Millionen von Menschen ermöglicht hat, grundlegende Finanzdienstleistungen über einfache Handy-Transaktionen zu nutzen (Jack & Suri, 2011).  

In der multipolaren Weltordnung verlassen sich die BRICS-Länder zunehmend auf digitale Lösungen zur Armutsbekämpfung. China, ein Vorreiter in der Fintech-Innovation, hat gezeigt, wie staatliche Unterstützung und Regulierung den Zugang zu digitalen Finanzdienstleistungen erweitern können. Indiens „Digital India“-Programm fördert ebenfalls die Digitalisierung ländlicher Gebiete und ermöglicht Millionen von Bürgern den Zugang zu Online-Banking, elektronischen Verwaltungsdiensten und digitaler Bildung (Gulati, 2020).  

Technologischer Fortschritt macht Armutsbekämpfungsprogramme effizienter und kostengünstiger und fördert die wirtschaftliche Inklusion. Digitale Konnektivität erleichtert den Zugang zu Märkten und integriert benachteiligte Gruppen in wirtschaftliche Kreisläufe. Die multipolare Dynamik schafft Raum für einen technologiegetriebenen Ansatz zur Armutsbekämpfung, der die spezifischen Bedürfnisse von Entwicklungsländern berücksichtigt und die Abhängigkeit von traditionellen Entwicklungsmodellen verringert. 


Herausforderungen und Übertragbarkeit multipolarer Ansätze zur Armutsbekämpfung

Obwohl die multipolare Weltordnung alternative Ansätze zur Armutsbekämpfung bietet, bleibt die Frage, wie diese Modelle auf andere Länder und Regionen übertragen werden können. Die Erfahrungen der BRICS-Staaten und die Ergebnisse der BRI-Projekte zeigen, dass staatliche Steuerung und Infrastrukturausbau entscheidende Rollen spielen. Politische Stabilität und effektive Regierungsstrukturen sind jedoch unerlässlich, um auf nationaler Ebene erfolgreiche Strategien zur Armutsbekämpfung umzusetzen. Länder mit schwachen Institutionen oder politischen Konflikten könnten Schwierigkeiten haben, die Modelle der BRICS-Staaten und der BRI vollständig zu übernehmen.

Darüber hinaus können soziale und kulturelle Barrieren in vielen Ländern den Zugang zu digitalen Technologien und Finanzdienstleistungen behindern. Bildungsprogramme und gezielte Schulungsmaßnahmen sind notwendig, um sicherzustellen, dass die Bevölkerung diese neuen Möglichkeiten nutzen kann. Trotz dieser Herausforderungen bietet die multipolare Dynamik eine vielversprechende Perspektive, Armutsbekämpfung durch Modelle zu fördern, die auf Kooperation und technologischer Innovation basieren und weniger von westlichem Einfluss und politischen Bedingungen abhängig sind.


Fazit

In der multipolaren Weltordnung präsentieren die BRICS-Staaten und Initiativen wie die Belt and Road Initiative alternative Entwicklungsansätze mit erheblichem Potenzial zur Armutsbekämpfung. Durch den Ausbau der Infrastruktur, technologische Innovationen und Programme zur digitalen Inklusion entsteht ein neuer Raum für wirtschaftliche und soziale Teilhabe, der die Abhängigkeit von traditionellen, westlich dominierten Entwicklungsmodellen verringert. Die BRICS-Staaten und die BRI zeigen, dass Armutsbekämpfung ein realistisches Ziel sein kann, wenn Entwicklung durch Kooperation und maßgeschneiderte Lösungen gefördert wird.

Allerdings bleiben die nachhaltige Umsetzung und die Übertragbarkeit dieser Ansätze auf andere Regionen eine zentrale Herausforderung. Während die multipolare Weltordnung Raum für alternative Strategien zur Armutsbekämpfung schafft, sind politische und institutionelle Voraussetzungen entscheidend. Zukünftige Forschung sollte daher untersuchen, wie die Erfolgsgeschichten der BRICS-Staaten und der BRI auf andere Nationen angewendet werden können, und die politischen Rahmenbedingungen identifizieren, die erforderlich sind, um langfristige Entwicklungsziele zu erreichen.

 

Escobar, A. (2012). Encountering Development: The Making and Unmaking of the Third World. Princeton University Press.

Griffith-Jones, S. (2015). The BRICS Development Bank: Mobilizing Resources for Infrastructure and Sustainable Development*. Institute of Development Studies.

Gulati, G. (2020). Digital India: Opportunities and Challenges in Fintech for Financial Inclusion. Indian Journal of Economics.

Jack, W., & Suri, T. (2011). Mobile Money: The Economics of M-Pesa. National Bureau of Economic Research.

Li, X., & Li, J. (2021). Poverty Alleviation in China and India: Lessons from BRICS Countries. Journal of Development Policy and Practice.

Mason, P. (2018). Alternative Development Finance and the BRICS New Development Bank. Cambridge Journal of Economics.

McMichael, P. (2016). Development and Social Change: A Global Perspective. SAGE Publications.

Rolland, N. (2020). China’s Belt and Road Initiative: A Strategic Agenda for Eurasia. The National Bureau of Asian Research.

World Bank (2021). World Development Report 2021: Data for Better Lives. The World Bank.

Zhao, S. (2021). The Belt and Road Initiative: Implications for Poverty Alleviation in Asia and Beyond. Asian Perspective.

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