Prof. Dr. Wolfram Elsner

| Deutschland | Business & China Experte Universität Bremen

"Die ökologische Weltmacht: Der Beitrag der chinesischen Umweltpolitik für die Welt" (08.24)
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Prof. Dr. Wolfram Elsner



Kommentar


Die ökologische Weltmacht

Der Beitrag der chinesischen Umweltpolitik für die Welt

Eine Betrachtung nach dem Dritten Plenum des 20. Zentralkomitees, Juli 2024

 



Das 3. Plenum des 20. ZK hat ein integriertes Konzept der umfassenden Modernisierung Chinas in allen Aspekten von Wirtschaft und Gesellschaft erarbeitet. Eine zentrale Dimension darin ist die natürliche Umwelt. Die Umweltpolitik wird in China seit langem unter der Zielstellung einer ganzheitlichen chinesischen ökologischen Zivilisation vorangetrieben. Sie ist eingebettet in den Fokus auf das elementare Faktum der Menschheit, die eine Welt, die nur eine gemeinsame Zukunft der Menschheit erlaubt oder keine. Die Menschheit ist eine Schicksalsgemeinschaft angesichts der elementaren ökologischen und anderen globalen Krisen, mit der Gefahr einer kumulierenden Polykrise, die einen globalen Kollaps näherbringt. China hat in diesem Rahmen auch seine globalen Initiativen zur Entwicklung, zur Zivilisation und zur Sicherheit sowie die großen Friedensinitiativen und zahlreiche einzelne diplomatische Initiativen vorgeschlagen. 

 

Der politische Westblock hat im Gegensatz dazu jede erkennbare fortschrittliche globale Vision und Initiative verloren. Er ist beschäftigt mit seinem unübersehbaren globalen Niedergang, seinem Verlust an Dynamik und Hegemonie, seinen zahllosen inneren und äußeren Krisen, und spielt nur noch eine minimale Rolle für die globalen Menschheitsprobleme, dafür eine umso größere Rolle bei restriktiven, negativen, aggressiven und kriegerischen Maßnahmen. Das dominante Ziel des Westens ist nicht mehr die eigene Erneuerung und Reform, das Werben um die Menschen, sondern nur noch die Eindämmung seiner immer zahlreicheren selbsterklärten Feinde, allen voran Chinas. China ist innerhalb von wenigen Jahrzehnten zur größten ökologischen Weltmacht aufgestiegen. Zielsetzung, Motivation und systemische Handlungsfähigkeit gehen hier Hand in Hand. Ein Bewusstsein von der geteilten Zukunft allen Lebens auf der Erde z.B. ist in der chinesischen Gesellschaft tagesaktuell wirksam. Der grüne Lebensstil für alle BürgerInnen ist nicht nur Regierungs-„Roadmap“ sondern Alltagsverhalten. 

 

Chinesische KonsumentInnen sind weltweit führend im Ökobewusstsein und -verhalten: Nachhaltiger Verpackung z.B. wird hier im internationalen Vergleich die höchste Bedeutung zugemessen, und es besteht dafür in China die höchste Zahlungsbereitschaft (mckinsey.com 1.3.22). Bei der Umstiegsbereitschaft auf eine „Mini-Mobilität“ von konventionellen Autos zu Mini-EVs (1- bis 2-Sitzer, 3- oder 4-rädrig) sind ChinesInnen führend (für 57% der Befragten ist das wahrscheinlich, global für 31%, in Deutschland für 15%) (mckinsey.com 13.12.22). Hunderte von Millionen Nutzer tragen durch ihr ökologisches Alltagsverhalten mit Hilfe der Ant-Forest App zum massenhaften Pflanzen von Bäumen bei. 

 

China hat in den letzten Jahren nach Aussagen der UNO auch am meisten für Erhalt und Ausbau der Biodiversität getan, und zwar nicht nur bei den letzten UNODiversitätskonferenzen (COP 15, 2021 Kunming, 2022 Montreal), die es geleitet hat. Die Biodiversitätsstrategie ist dabei eingebettet in das spektakulärste Au orstungsprogramm der Menschheit, mit gigantischen Flächen an Wäldern, 12.000 Nationalparks, spezialisierten Naturschutzgebieten und Biodiversitätszonen, das hochqualifizierte, multidisziplinäre Längstfrist-Maßnahmen verlangt, die Wüsten zurückgedrängt, neue Wasserkreisläufe und regionale Klimaverbesserungen, neue Anbauoptionen für früher arme Bauern und neue Tourismusoptionen gescha en haben und die, einmalig in der Welt, rechnerisch die Mehrheit der nationalen Kohlensto Emissionen wieder aus der Luft herausholen. Eine solche aktive Kohlensto Reduktionsstrategie kann kein anderes Land vorweisen. Zahlreiche internationale Forschungsinstitute sind an Chinas Au orstungs-Programmen beteiligt, um zu lernen.  Baumgürtel      und      geschütztes      Grün     überall,     in     den     grünen         chinesischen Multimillionenstädten wie auch entlang der großen Straßen und Autobahnen Und die Luft in Beijing und den Millionenstädten des Ostens hat in 2-3 Jahrzehnten eine hervorragende Qualität erreicht. 

 

Täglich erfährt die Welt aus den internationalen Informationsmedien (selten aus den westlichen Meinungs-Medien), mit welcher Dynamik China seine CO2-Ziele nach dem Pariser UNEP-Abkommen erreicht. Einige Klimaziele für 2030 und 2035 hat China als einziges Land bereits 2023 erfüllt: z.B. hat China bereits den Höhepunkt seines CO2Ausstosses überschritten, der für 2030 prognostiziert war. Täglich neue Zahlen und Analysen (Global Energy Monitor, Internationale Energie Agentur (IEA) u.a.) zeigen, wie schnell Kohle, Öl und Gas in China als direkte Energiequellen und Ressourcen für Stromproduktion ersetzt werden durch einen Ausbau von erneuerbaren Energien. Auch die Solar- und Windenergie-Produktion, die für 2030 vorgesehen war, wurde bereits 2024 erreicht. Bei Solarmodulen, Windkraftanlagen, aber auch bei neuen Antrieben (EVs, Wassersto , Induktion auf Solarplattenautobahnen usw.) oder neuartigen Speichertechnologien (Batterien) und intelligentem Fahren produziert China in der Regel mehr als alle westlichen Industrieländer zusammen. Und Öko-Energien sind in China inzwischen billiger als fossile. So kann Marktwirtschaft auch gestaltet werden! 

 

Der technologische Fortschritt wird in China so vorangetrieben, dass ökologisch relevante Produktivitätssteigerungen es erlauben, die gleiche Produktionsmenge mit immer weniger Ressourcen zu produzieren und die gleiche Ressourcenmenge mit immer weniger CO2-Ausstoß einzusetzen (Ökoe izienz). Schon im 13. Fünfjahresplan (FJP) wurden 5,7% BIP-Wachstum p.a. mit nur 2,8% Energiewachstum erzielt. Die Zahlen des 14. Fünfjahresplans (2020-25): Energieverbrauch/BIP-Einheit -13,5%, CO2-Emission/BIPEinheit -18%. Die CO2-Effizienz pro Energieeinheit steigt damit in 5 Jahren um ein Drittel. 3Der Energieverbrauch pro Kopf in den USA dagegen ist mehr als doppelt so groß wie der Chinas, mit steigender Tendenz (OurWorldinData.org). 

 

Der Kollektivwesten nennt Chinas ökologischen Strukturwandel, die Vernichtung von Kohleminen, Kohlekraftwerken und anderer alter Industriekapazitäten und den Aufbau ökologischer Technologien und -Produkte, „Überkapazitäten“, die die „Weltmärkte überschwemmen“ würden. Die Wahrheit ist, dass Chinas technologischer Fortschritt, kombiniert mit einem e ektiven tatsächlichen Wettbewerb, der Erschließung eines großen, wohlhabenden und wachsenden Binnenmarktes und mit viel geringeren Kapital- und Profitkosten, Öko-Technologien und Öko-Produkte zu geringen, erschwinglichen Preisen ermöglicht. Und während China auf fast allen Gebieten die große Mehrheit der Öko-Technologien und -Produkte entwickelt, tut es dies überwiegend nicht als „Exportweltmeister“. Es produziert ganz mehrheitlich für die eigene Entwicklung und die eigene Binnenwirtschaft. Und gerade in den westlichen Block gehen nur noch sinkende Anteile der chinesischen Produktion. 

 

China ermöglicht damit aber zugleich erstmals die ökologisch-nachhaltige Industrialisierung des Globalen Südens. Auch mit einem Klimafonds, dem Kunming Diversitätsfonds, dem Shanghai-Modell des Schuldenerlasses gegen  Umweltinvestitionen und vielen anderen Finanzhilfen im Rahmen der UNO. Die Grünen Seidenstraßen, in die alle Einzelmaßnahmen integriert sind, sind heute das mit Abstand größte zusammenhängende Ökoprojekt der Welt, der wichtigste Motor der globalen Klimawende. Aber selbst die großen chinesischen Öko-Investitionen im Globalen Süden sind für die globale Klimawende noch unzureichend. Die IEA berechnet, dass das globale Ausbautempo der Erneuerbaren verdreifacht werden muss, dass sich der Absatz von EVs global auf das 4,5-Fache von 2022 erhöhen und sich der PV-Module-Einsatz verzehnfachen muss, um die globalen Klimaziele für 2030 zu erreichen. China ist zwar heute die „grüne und nachhaltige Fabrik der Welt“ (Unternehmensberatung Roland Berger, Global Times 7.3.24), aber die globale Klimawende wird trotz dieser Anstrengungen angesichts des Ausfalls des Kollektivwestens kaum zu erreichen sein. 

 

Wir könnten fortfahren mit der Dynamik ökologischer Forschung, Entwicklung und Anwendungen in China, von der praktischen Anwendbarkeit der Fusionsenergie über neuartige salzbasierte Thorium-Reaktoren, neue Speicher-Technologien, intelligente Biomaterialien oder neueste Bahn- und Mobilitätstechnologien bis hin zu recyclingfähigen Alltagsmaterien, grünen und emissionsfreien Unternehmen, Industrieparks und ganzen Städten. Und täglich erreichen uns dazu neue spektakuläre Informationen. China ist zum ökologischen Motor der Welt und ökologischen Weltmacht Nr.1 geworden. Und immer mehr Länder gesellen sich dazu. Das Bewusstsein von einer Welt nimmt zu und Synergien greifen. Arbeiten wir dafür, dass das Streben nach Überleben der Menschheit gewinnt gegenüber Hass, Krieg und Chaospolitik. 



 

 

 

 

 

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